HEAL has opened a new chapter in its work in Poland - launching an initiative to address the growing concerns about harmful chemicals; as a recent Eurobarometer survey shows that 84% of Poles are worried about the effects of harmful chemicals on their health.
Die Health and Environment Alliance (HEAL) vertritt 70 Mitgliedsorganisationen auf internationaler, europäischer, nationaler und lokaler Ebene, unter anderem Gruppen von Gesundheitsfachkräften, gemeinnützige Krankenversicherer, Patienten-, Bürger-, Frauen-, Jugendorganisationen und UmweltexpertInnen.
Wir denken, es ist Zeit für einige Fakten zum ‘Feinstaub-Hysterie‘-Artikel in der Bild-Zeitung von heute morgen.
- Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Luftverschmutzung zum größten Umweltgesundheitsrisiko für das Jahr 2019 erklärt. Mehr hier
- Luftverschmutzung ist anerkannt als einer der fünf großen Risikofaktoren für chronische Krankheiten wie Herz-Kreislaufleiden, Krebs, etc. Siehe hier
- Dr Tedros Adhanom Ghebreyesus, Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO) schreibt: ‚Air pollution is the new tobacco. Time to tackle this epidemic.’ Mehr hier
- Der wissenschaftliche Konsens zu Feinstaub ist eindeutig: es gibt keinen sicheren Grenzwert für Feinstaub, egal in welcher Konzentration schädigt Feinstaub die Gesundheit. Die WHO hat alle gängigen Studien analysiert und ist gerade dabei, ihre Empfehlungen zu überarbeiten, hin zu einer Verschärfung der Grenzwerte. Siehe hier
- Die WHO hat bereits 2013 bei einem systematischen Review der Studien festgestellt, dass sich die Datenlage zu Stickoxiden (NOx) wesentlich verbessert hat, sowohl was negative Auswirkungen durch Kurzzeit als auch Langzeitexposition betrifft. Für beide Arten von Studien wurden Gesundheitsschäden unterhalb des EU und deutschen Grenzwertes von 40 µg/m3 Jahresmittelwert festgestellt. Siehe hier
- Der Einfluss von Stickstoffdioxid auf die menschliche Gesundheit, auch unabhängig von Feinstaub, ist durch zahlreiche epidemiologische Studien wissenschaftlich belegt. Diese epidemiologischen Befunde belegen negative gesundheitliche Wirkungen von Stickstoffdioxid bereits bei Konzentrationen von 20μg/m3 im Jahresmittel oder darunter. Mehr
- Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin mit über 4000 Mitgliedern hat ein Positionspapier zum Thema veröffentlicht: sie sagt klar, dass Luftschadstoffe der Gesundheit schaden, insbesondere der von Kindern, älteren Menschen und Erkrankten: ‚Studien zeigen, dass die Feinstaubbelastung durch Landwirtschaft, Industrie und Verkehr gesundheitsschädlich ist: Insgesamt verliert die deutsche Bundesbevölkerung dadurch jährlich 600 000 Lebensjahre, wenn man das Gesundheitsrisiko auf eine einfache Zahl herunterbricht.‘ Mehr hier
- Die Gesellschaft für Pädiatrische Pneumologie (GPP) weist ‘ausdrücklich auf die in zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten dokumentierten gesundheitsschädigenden Auswirkungen von Luftschadstoffen hin. Der Vorstand der GPP unterstützt die Grenzwert-Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO. Diese Grenzwerte sind von internationalen Expertenteams auf Basis der weltweit verfügbaren Literatur zu den Auswirkungen von Luftschadstoffen auf die Gesundheit festgelegt worden.’ Mehr
- Die Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), die Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), die Deutsche Gesellschaft für Public Health (DGPH) und die Deutsche Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP) schreiben: ‘Die derzeit verfügbaren epidemiologischen Studien zu den negativen Auswirkungen von Luftschadstoffen entsprechen den höchsten wissenschaftlichen Standards, wurden von Experten verschiedener Fachrichtungen durchgeführt und sind in ihren Ergebnissen eindeutig. Es besteht kein Zweifel daran, dass Luftschadstoffe aus Verbrennungsmotoren gesundheitsschädigende Auswirkungen haben, auch und sogar unterhalb der derzeit geltenden europäischen Grenzwerte.’ Mehr
- Die Internationale Gesellschaft für Umweltepidemiologie (ISEE) und die European Respiratory Society (ERS) stellen in ihrer Expertise zur Rolle der Luftschadstoffe für die Gesundheit fest, dass die Luftschadstoffe Feinstaub, Ozon und Stickstoffdioxid die Gesundheit in Deutschland gefährden. Insbesondere der Grenzwert für Feinstaub kleiner als 2,5 um der EU sollte zum Schutz der Gesundheit deutlich abgesenkt werden. Die Expertise geht auch auf die aktuellen Diskussionspunkte wie den Vergleich zum Rauchen, andere Risikofaktoren, die in den Studien berücksichtigt werden sowie die Grenzwerte in den USA ein. Stellungnahme hier
- Das Forum für International Respiratory Societies (FIRS) mit über 70.000 Mitgliedern weltweit hat auch reagiert und festgehalten, dass die Mitglieder ausdrücklich die Luftgrenzwerte begrüßen. Saubere Luft heißt Gesundheitsschutz. Mehr
- Das Energy Policy Institute der University of Chicago schreibt im Air Quality Index 2018, dass Luftverschmutzung die weltweite Lebenserwartung bis zu 2 Jahre reduziert und spricht vom ‚single greatest threat to human health‘ – mit Feinstaub (PM) als tödlichste Form der Luftverschmutzung, da die Partikel tief in die Lungen eindringen können, von dort ins Blut gelangen und Lungenkrankheiten, Krebs, Schlaganfälle und Herzinfarkte auslösen können. Zum Vergleich: der Einfluss von Feinstaubverschmutzung auf die Lebenserwartung ist vergleichbar mit Rauchen, doppelt so gross wie Alkohol und Drogen, dreimal groesser als verschmutztes Wasser, fuenfmal groesser als HIV und mehr als 25 groesser als Konflikt und Terrorismus. Mehr hier
- Hans Bruyninckx, Exekutiv-Direktor der Europäischen Umweltagentur (EEA) sagt: ‚Luftverschmutzung ist ein unsichtbarer Killer und wir müssen mehr tun, um die Ursachen zu bekämpfen. Bei Luftverschmutzung sind die Emissionen im Straßenverkehr oft die schädlichsten, da sie am Boden stattfinden und normalerweise in Städten vorherrschen, in der Nähe der Menschen.‘ Die Umweltagentur hat in ihrem letzten Bericht gezeigt, dass PM2.5-Konzentrationen im Jahr 2015 für circa 422 000 vorzeitige Todesfälle in 41 Europäischen Ländern, circa 391 000 davon in den 28 EU-Mitgliedsstaaten. Mehr hier
Anne Stauffer, Leiterin für Strategie und Kampagnen, Health and Environment Alliance (HEAL) sagt: ‚Der heute in der Bild-Zeitung postulierte „Aufstand der Ärzte“, getragen von einer geringen Gruppe, ist absurd und entbehrt jeder wissenschaftlichen Grundlage. Die Weltgesundheitsorganisation und tausende wissenschaftliche Studien belegen, dass Feinstaub die Gesundheit schädigt und es keinen sicheren Grenzwert gibt. Auch für NOx gibt es eine solide Datenlage. Weil aktuelle Studien aufzeigen, dass es schon weit unterhalb bestehender Grenzwerte Gesundheitsauswirkungen gibt, und Luftverschmutzung mittlerweile ein Risikofaktor für alle Volkskrankheiten ist, überarbeitet die WHO aktuell ihre Empfehlungen. Es ist davon auszugehen, dass die WHO empfehlen wird, die Grenzwerte weiter zu verschärfen. Grenzwert-Aufweichungen sind aus wissenschaftlicher Sicht nicht haltbar.’
Oliver Wendenkampf, Projektkoordinator Gesundheit und Transport, Health and Environment Alliance (HEAL) sagt: ‚Die aktuellen Diskussionen zu Grenzwerten sind eine Scheindebatte. Es ist überfällig, dass die politisch Verantwortlichen das Gesundheitsbedürfnis der Bevölkerung ernst nehmen und die Wende zu gesunder Mobilität einleiten, denn die hat in vielerlei Hinsicht großes Potenzial für den Gesundheitsschutz. Einige von vielen Stichworten sind: mehr Grün in den Städten, Ausbau von Lauf- und Fahrradwegen, kostenloser und gut ausgebauter ÖPNV. Es wäre wünschenswert, dass sich der medizinische Sachverstand fokussiert auf Input zu einer Kultur der Schadstoffvermeidung, wie von der Deutschen Gesellschaft für Pulmonologie und Beatmungsmedizin angeregt.‘
Weitere Reaktionen
Barbara Hoffmann, Umweltmedizinerin: ‘Wir haben dazu wirklich umfassende Studien mit ganz unterschiedlichen Methoden, die zweifelsfrei darlegen, dass Feinstäube und auch Stickoxide gesundheitsschädlich sind. Jetzt zu dem Kommentar, dass Herr Köhler noch keine Stickstoff-Dioxid-Toten gesehen hat. Ja, das ist richtig. Aber man sieht auch keine Cholesterin-Toten oder Rauch-Toten, obwohl wir wissen, dass diese Faktoren auch sehr gefährlich sind. Menschen sterben nicht an Risikofaktoren, sondern Menschen sterben an Erkrankungen, und für diese Erkrankungen gibt es bestimmte Risikofaktoren. Das heißt, zum Beispiel ein Raucher hat ein höheres Risiko, einen Herzinfarkt zu bekommen, aber nicht jeder Raucher bekommt einen Herzinfarkt.’ Mehr
Barbara Hoffmann, Umweltmedizinerin: ‘Es gibt einen wichtigen Unterschied zwischen Rauchen und Luftverschmutzung. Wenn es einem Raucher schlecht geht, kann er mit dem Rauchen aufhören. Die Belastung gegenüber Luftverschmutzung hingegen ist selber kaum beeinflussbar. Schlechte Luft atmen alle ein, auch Schwangere, Neugeborene, Kinder, Kranke, die alle besonders empfindlich sind. Sie sind den Schadstoffen 24 Stunden am Tag ausgesetzt, 365 Tage im Jahr.’ Mehr
Christian Witt, Leiter Pneumologie, Charite Berlin: ‘Die Grenzwerte sind nicht aus der Luft gegriffen. Sie sind auch nicht hausgemacht, sondern es gibt eine konsistente Datenlage weltweit, die auf gut 20 Jahren Forschung zur Luftbelastung und ihren Folgen fußt.’ Mehr
Karmenu Vella, European Commissioner for the Environment: ‘The European limit values, approved by the governments of all Member States and the European Parliament, are based on solid scientific evidence provided by the World Health Organisation (WHO), which is the world’s leading authority on health matters. This evidence is backed up by countless scientific papers, which – if I may add – have been peer-reviewed’. Mehr
Stellungnahme des Bundesministeriums fuer Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit hier
Stellungnahme des Umweltbundesamts und der Kommission Umweltmedizin und Environmental Public Health hier